Die vom chinesischen Krypto-Twitterer beobachtete Santa-Rallye
Die Weihnachtsrallye an der Wall Street wird zum Schlüsselindikator für chinesische Kryptoanalysten, inmitten von makroökonomischen Risiken, Liquiditätsengpässen und neuen regulatorischen Verschärfungen.

Die so genannte Santa Rally - die berühmte Tradition der Wall Street, dass die Märkte in den letzten Tagen des Jahres steigen - hat in diesem Jahr ein unerwartet aufmerksames Publikum unter Chinas meistverfolgten "Crypto Twitter"-Analysten gefunden.
Meinungsführer in der asiatischen Gemeinschaft sehen darin nicht nur westliche Folklore, sondern interpretieren die letzten Handelssitzungen des Jahres 2025 als ein entscheidendes Signal für den Verlauf des Jahres 2026.
Ein Barometer der Risikobereitschaft
Phyrex, einer der meistzitierten Makroanalysten in chinesischen Kryptokreisen, argumentiert, dass die Santa-Rallye nicht nur eine statistische Kuriosität ist. "Sie ist vielmehr ein Barometer für den Risikoappetit des Marktes", schreibt er.
Wenn es den Märkten gelingt, zwischen Weihnachten und Neujahr ohne neue makroökonomische Katalysatoren zu steigen, bestätigt dies nach Ansicht des Analysten, dass die Anleger nach wie vor bereit sind, Kapital in risikoreiche Anlagen zu investieren und damit die emotionale Grundlage für 2026 zu schaffen.
Ein Scheitern der Rallye würde dagegen signalisieren, dass die Risikobereitschaft noch nicht zurückgekehrt ist, so dass die Märkte im Januar anfällig für Schwäche wären.
Michael Chao, ein beliebter Kommentator mit Schwerpunkt auf den US-Märkten, erinnerte an historische Daten: Seit 1950 ist der S&P 500 in 75 % der Fälle während dieses Zeitraums gestiegen, mit einem durchschnittlichen Gewinn von 1,55 %.
Liquidität auf Tiefstständen und Gegenwind
Trotz des saisonalen Optimismus bleiben viele zurückhaltend. Der Analyst Cryptojiejie wies darauf hin, dass die weltweiten Volumina von Bitcoin und Ethereum auf 2025-Tiefs gefallen sind, und bezeichnete die derzeitige Phase als "Ramschzeit" für Händler und riet, die Rückkehr der Liquidität abzuwarten.
An der makroökonomischen Front wiegen die jüngsten Maßnahmen der Zentralbanken schwer. Zhou Financial wies auf die Besorgnis über die Zinserhöhung der Bank of Japan auf 0,75 Prozent im Dezember hin, die den Abbau des "Yen Carry Trade" auslösen könnte.
Parallel dazu enttäuschte die Zinssenkung der Federal Reserve, die auf 25 Basispunkte begrenzt war und mit einem Punktdiagramm einherging, das nur zwei weitere Zinssenkungen im Jahr 2026 vorsah, diejenigen, die auf eine akkommodierende Politik gehofft hatten.
China schließt seine Türen, blickt aber nach außen
Die manische Konzentration auf die Wall Street spiegelt auch den Mangel an inländischen Alternativen wider. Anfang Dezember gaben sieben große chinesische Finanzverbände eine gemeinsame Warnung vor den Risiken heraus, die das härteste Durchgreifen seit dem Verbot von 2021 markierte.
Erstmals wurde das Verbot ausdrücklich auf die Tokenisierung von Real-World-Assets (RWA) sowie Stablecoin, Airdrop und Mining ausgedehnt. Da die Regulierungsbehörden jeden möglichen Einstiegspunkt abriegeln, können chinesische Investoren die globalen Märkte nur von der Seitenlinie aus beobachten und hoffen, dass der Weihnachtsmann etwas Schwung für das kommende Jahr bringt.
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