Die soziale Plattform X bereitet sich darauf vor, ein vollwertiges Finanz-Ökosystem zu werden, so die CEO des Unternehmens, Linda Yaccarino, in einem Interview mit der Financial Times. Bereits 2025 sollen 600 Millionen Nutzer der Plattform von Elon Musk nicht nur kommunizieren, sondern auch Finanztransaktionen direkt über die App abwickeln können.
Vom sozialen Netzwerk zum Finanzsupermarkt
Yaccarino macht keinen Hehl aus ihren Ambitionen: Nutzer sollen "alle Transaktionen des Lebens über die Plattform abwickeln" können - vom Geldversand bis zur Verwaltung von Investitionen. Das klingt nach einem ehrgeizigen Projekt, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen auch die Einführung einer eigenen X-gebrandeten Kredit- oder Debitkarte in Erwägung zieht, vielleicht schon in diesem Jahr.
X-Chefin Linda Yaccarino hat gesagt, dass die Nutzer "bald" in der Lage sein werden, Investitionen oder Geschäfte auf der Social-Media-Plattform https://t.co/s2yyu0k0gh pic.twitter.com/74EsoGDOEP
- Financial Times (@FT) Juni 19, 2025
Die Pläne für Finanzdienstleistungen kommen nicht aus dem Nichts. Musk hat bereits bestätigt, dass sich die X-Money-App für Zahlungen und Bankdienstleistungen im Betatest befindet. Im Mai schrieb er auf dem offiziellen X-Account, dass "wir während der Pilotphase extrem vorsichtig sein müssen", weil "wir über die Ersparnisse der Menschen sprechen".
Der offizielle X-Money-Account nennt das Jahr 2025 als Startjahr, und Yaccarino selbst bestätigte, dass die Zahlungs-App zunächst in den USA debütieren wird. Sie sprach von einem "gesamten kommerziellen und finanziellen Ökosystem".
Kryptowährungen bleiben weiterhin kein Thema
Kurioserweise haben weder Yaccarino noch Musk bisher bestätigt, ob Zahlungen in Kryptowährungen Teil des finanziellen Ökosystems von X sein werden. Dies ist besonders interessant angesichts Musks bekannter Unterstützung für Dogecoin, die beliebte Kryptowährung mit Hundethema, die 2013 eingeführt wurde.
Im März 2024 erklärte Musk, dass DOGE verwendet werden könnte, um einen Tesla "früher oder später" zu kaufen, ohne jedoch einen genauen Zeitplan zu nennen. Kryptowährungsenthusiasten haben diese Worte als Zeichen dafür interpretiert, dass Kryptozahlungen in alle Geschäfte des Unternehmers integriert werden könnten. X schweigt sich jedoch vorerst über die Integration digitaler Vermögenswerte aus.
In der Zwischenzeit entwickelt sich das globale Szenario rasch weiter. Globale Fintech-Unternehmen und Institutionen setzen die Blockchain-Technologie ein. PayPal zum Beispiel hat seinen eigenen Stablecoin, PYUSD, mit dem Ziel eingeführt, digitale Transaktionen zu vereinfachen. Auch Mastercard testet tokenisierte Abrechnungen auf mehreren Blockchains, um die Effizienz von grenzüberschreitenden Zahlungen zu verbessern.
Andere Unternehmen bewegen sich in Richtung Kryptowährungszahlungen. Visa fördert die Verwendung von Stablecoins in Afrika durch eine Partnerschaft mit Yellow Card Financial, einem Zahlungsabwickler, der seit 2019 Transaktionen im Wert von über 6 Milliarden US-Dollar abgewickelt hat.
Kryptowährungszahlungen stoßen auch bei großen US-Institutionen auf Interesse. JPMorgan Chase hat eine Markenanmeldung für sein JPMD-Deposit-Token eingereicht, das mehrere kryptowährungsbezogene Dienste ermöglicht. Die Bank kündigte am 17. Juni Pläne an, JPMD-Transaktionen über das Base-Netzwerk von Coinbase zu testen.